Ozeaneum Stralsund

Die Workshops

Kreativ Zukunft denken im Ocean Future Lab

Wie wollen wir mit den Meeren leben? In sieben Workshops, von denen vier online und drei in Präsenz stattfanden, konnten Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit Menschen aus Kunst, Wissenschaft und Kultur ihre Vision von der Zukunft unserer Küsten, Meere und Ozeane entwickeln. Das Ocean Future Lab stand allen Interessierten offen, pro Veranstaltung konnten 15-20 Personen teilnehmen.

In den Online-Workshops wurden gemeinsam Ideen für die Welt von morgen diskutiert und mögliche Szenarien für das Jahr 2050 entwickelt. Die Präsenz-Workshops hatten jeweils ortsbezogene Schwerpunkte. In Bremerhaven stand die Stadt am Meer im Fokus und in Stralsund ging es um das Meeresmuseum der Zukunft. Die Teilnehmenden des Workshops in Berlin testeten die neue Zukunftsbox Meere, die sich ebenfalls mit verschiedenen Zukunftsszenarien beschäftigt und zum Diskutieren anregt.

Das Ocean Future Lab zielt auch darauf ab, Impulse für weitere partizipative Formate zum Thema Nachhaltigkeit im Umgang mit den Küsten, Meeren und Ozeanen zu geben. Bürgerschaftliches Engagement im Dialog mit den Meereswissenschaften ist ein Schwerpunkt der Internationalen Dekade der Meeresforschung für Nachhaltige Entwicklung 2021 bis 2030.

Die in den Workshops entwickelten Zukunftsszenarien bilden die Grundlage für künstlerische Visualisierungen. Außerdem kamen Wertvorstellungen und Wünsche zum Ausdruck, die die Teilnehmenden mit dem Meer verbinden. Diese sind in Impulsen für unseren künftigen Umgang mit den Meeren zusammengefasst.

Visualisierung "Tiefseestation" | Jan Schneider

Die Visualisierungen

In den Workshops wurden Zukunftsideen zu der Frage „Wie wollen wir mit den Meeren leben?“ entwickelt. Die beteiligten Künstler:innen haben einige davon visualisiert, um weitere Dialoge über Zukunftsperspektiven zu inspirieren.

Der studierte Kommunikationsdesigner und Szenograph Jan Schneider hat eine Idee in Szene gesetzt, die darauf abzielt, Menschen zu “Meeresbürger:innen” zu machen. Jede:r soll durch nachhaltiges Verhalten zu einer lebenswerten Zukunft auf unserem blauen Planeten beitragen. Im Jahr 2050 soll eine innovative Station auf hoher See direkte Einblicke in die schwer zugängliche Tiefsee bieten – den größten Lebensraum der Erde. Für den Bau und das Leben dort werden nur nachhaltig gewonnene Ressourcen und Energie aus dem Ozean verwendet, mehr

Impulse für unseren künftigen Umgang mit den Meeren

Zukunftsideen der Workshop-Teilnehmenden

In den Online-Workshops gab es eine Auswahl an unterschiedliche Themen, zu denen die Teilnehmenden ihre Zukunftsideen entwickeln konnten. Häufig wurde das Leben auf dem Wasser thematisiert mit ganzen Wohnwelten oder Stationen, die Forschung, Technik und Bildung für mehr Nachhaltigkeit adressieren. Auch in den Präsenz-Workshops in Stralsund und Bremerhaven kam dieses Thema zur Sprache ausgehend von den Ideen für ein Museum bzw. eine Stadt am Meer im Jahr 2050.

In den Szenarien werden beispielsweise künstliche Inseln entworfen, die mal aus einem Miteinander flexibler Wohneinheiten bestehen, die sich jederzeit abkoppeln können wenn gewünscht, mal aus einer Forschungsplattform mit Tiefseestation und Bildungsauftrag an die Gesellschaft, mal aus einer kompletten schwimmenden Stadt, in der alle Bewohner Meeresbürger:innen sind.

Bei den Teilnehmenden der Workshops hat die Vorstellung von einem Leben auf dem Meer viel Kreativität freigesetzt. Die Weite der Meere als noch wenig vom Menschen bewohnter Raum bietet offensichtlich die Möglichkeit, sich neue Formen des Zusammenlebens vorzustellen. In ihren Zukunftsideen thematisierten die Teilnehmenden nicht nur das Leben mit den Meeren, sondern auch die Frage: Wie leben wir künftig zusammen? Neben der ökologischen und sozialen Ebene spielten auch wirtschaftliche Aspekte eine wichtige Rolle:

Ökologie

In den Zukunftsideen spiegelt sich der Wunsch wider, in Harmonie mit den Meeren zu leben. Gesunde Meere und Ozeane, intakte marine Ökosysteme und sauberes Wasser sind wichtige Voraussetzungen für das dauerhafte Wohlergehen der Menschen, die am und auf dem Meer leben – aber nicht nur für sie. Diese Aspekte sind weitreichend und auch für das Leben an Land überlebenswichtig. Meeresschutz ist daher ein zentraler Wert, der immer berücksichtigt werden muss.

Darum spielt in den Zukunftsideen Bildung eine sehr wichtige Rolle. Das Meer soll erfahrbar gemacht werden, um die Bedeutung auch für das Leben an Land zu zeigen. Als Grundlage dient hier die Erkenntnis: Man möchte nur das schützen, was man kennt und schätzt. In den Diskussionen war deshalb ein wichtiger Punkt, die nachhaltige Lebensweise auf dem Meer in Form eines Ökotourismus zu vermitteln, für den unterschiedliche Ideen und Ansätze zur Sprache kamen.

Lebenslanges Lernen ist ein zentraler Punkt. Transparenz und Bildung sollen mit Hilfe von Meeresplattformen dazu anregen, das Leben an Land zu verändern, mit dem Ziel die Meere dauerhaft zu schützen. Die Menschheit ist auf eine intakte Natur angewiesen.

Dem ökologischen Aspekt wird von den Teilnehmenden ein sehr hoher Stellenwert gegeben. Dieses belegt auch der Feedbackbogen, der jeweils im Anschluss an die Workshops ausgefüllt wurde. Darin wurde auch nach Themen gefragt, die den Teilnehmenden wichtig sind bzw. was ihre größten Sorgen sind. Fast alle Rückmeldungen betreffen die Meeresumwelt. Genannt wurden etwa die Ausbeutung der Meere sowie der Tiefsee, der Verlust von Tier- und Pflanzenarten, die Folgen des Klimawandels für die Meere und daraus folgend auch für die Menschen sowie der viele Müll im Ozean. Diese Sorgen spiegeln sich auch in den Zukunftsszenarien wider, verbunden mit dem Bestreben, Lösungen zu finden und in eine wünschenswerte Zukunft zu steuern.

Wirtschaft

Neben dem Meeresschutz als eigenem Wert, haben die Teilnehmenden auch die praktische Umsetzung diskutiert. Die Meere werden auch künftig von den Menschen genutzt, wobei ein respektvoller und nachhaltiger Umgang im Fokus steht.

In der Zukunftsvorstellung ermöglicht eine fortschrittliche (Bio)Technologie ein Leben auf dem Meer, wobei der Gedanke im Zentrum steht, dass die Technik die Natur nutzt, ohne sie auszunutzen oder zu übernutzen. Die darauf basierenden Ideen haben eine Kreislaufwirtschaft zum Ziel, zum Beispiel durch das Entwickeln einer „Superalge“. Energie wird klimafreundlich gewonnen mit Wasserstoff und Windkraft.

Angewandte Wissenschaft spielt dementsprechend bei vielen Vorschlägen eine wichtige Rolle. Sie erforscht, wie das Zusammenleben mit den Meeren sowie eine entsprechende Kreislaufwirtschaft funktionieren und wie gesunde Meere dauerhaft garantiert werden können.

Die Idee ist dabei, dass die Meeres-Wohnwelten Vorreiter für ein nachhaltigen Leben sind, die Wirtschaft und Natur zum Nutzen beider verknüpfen und von denen andere lernen können.

Soziales

Verknüpft mit den wirtschaftlichen Ideen sind Vorstellungen von einem autarken Leben: Energie wird selbst gewonnen, es gibt eigene Bildungssysteme mit viel Freizeit, es wird möglichst viel geteilt. Hier fallen immer wieder ähnliche Stichworte: weltoffen, international, friedlich, gemeinsam. Es gibt eigene Regeln zum Leben auf dem Meer, alle Menschen sind willkommen und es gibt keine Abschottung. Wichtig ist der Gedanke der Partizipation: Alle bringen sich nach ihren Möglichkeiten mit ein und profitieren von der Gemeinschaft.

Das Leben auf dem Meer scheint Inspiration für neue Formen des Zusammenlebens zu bieten. Es werden Sehnsüchte gespiegelt, aus eng empfundenen Alltagsstrukturen auszubrechen und Neues zu wagen. Die Vision eines selbst definierten „guten Lebens“ zu verwirklichen, im Sinne von „alles ist möglich“. Im Fall der Workshop-Teilnehmenden war dies jeweils gekoppelt mit der Version eines nachhaltigen Lebens im Einklang mit der Natur im Allgemeinen und dem Meer im Besonderen.

Fazit

In den blauen Weiten unseres Planeten liegt ein Freiheitsversprechen – ein Gefühl, das alles möglich ist. Sie spiegeln den Wunsch nach einem Leben in Harmonie mit der Natur wider. Allem Lebendigen wird ein sehr hoher Stellenwert gegeben und die Meere und Ozeane werden als Kraft- und Lebensquelle gesehen, ohne die wir nicht überleben können. Dies ist aber nicht als romantisch verklärte Sichtweise zu verstehen, da gleichzeitig sehr praktisch über den Einsatz von (Bio)Technologien und nachhaltigen Energiequellen und Ressourcen nachgedacht wird, um eine autarke Kreislaufwirtschaft zu etablieren. Auch die Form des Zusammenlebens wird mitgedacht, wobei die Gemeinschaft und das Leben in Einheit mit der Natur Werte für sich sind.

Diese Aspekte und immateriellen Werte stehen allerdings nicht im Fokus der Meeresraumplanung, die wirtschaftlichen Bedürfnissen und Nutzungen wie Schifffahrt, Fischerei und aktuell der Energiegewinnung viel Raum gibt. Zwar hat Deutschland 45 Prozent seiner Meeresfläche unter Schutz gestellt. Dennoch befinden sich die Nordsee und die Ostsee in keinem guten ökologischen Zustand. So findet auch in Schutzgebieten Rohstoffabbau statt, zum Beispiel von Sand für den Hafen- oder Straßenbau. Weiterhin wird noch immer flächendeckend in Schutzgebieten gefischt und es führen viel befahrene Schifffahrtsrouten durch die Gebiete.

Dieses Impulspapier ist eine Einladung, die Meere nicht hauptsächlich als Wirtschaftsraum zu betrachten, sondern sie mehr als Lebensraum wahrzunehmen, der erhalten werden muss. Gesunde Küsten, Meere und Ozeane sind unsere Lebensgrundlage. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Sie ist aber notwendig, um Diskussionen anzuregen, wie wir wirtschaftliche Nutzungsformen und Meeresschutz gemeinsam neu denken und umsetzen können. Ein Anfang ist, die immateriellen Aspekte wie Ökosystemleistungen, Klimawirkungen oder Erholungsbedürfnisse bei Planungen stärker zu berücksichtigen. Die Teilnehmenden der Workshops haben Anregungen geliefert, wie das gehen kann.

Der Weltozean als größter Lebensraum der Erde prägt auf vielfältige Weise das Leben der Menschen. In den Workshops des Ocean Future Labs wird deutlich, dass neben der Nutzung von Ressourcen auch Werte wie das Erleben der Meeresnatur eine wesentliche Rolle spielen. Alle diese Aspekte müssen in die Entwicklung von Schutz- und Management-Konzepten einfließen. | Bild: Carolin Rankin

Die Workshops des Ocean Future Lab

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Deutsches Schifffahrtsmuseum Bremerhaven
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Futurium Berlin
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